Die strategische Rolle des HR in einer Welt im Wandel


HR Swiss, der Dachverband für Personalmanagement in der Schweiz, begleitet seine rund 4000 Mitglieder bei aktuellen Herausforderungen. Im Spannungsfeld zwischen generationenübergreifendem Management und digitaler Transformation übernimmt der Verband eine zentrale Rolle als Informationsvermittler. Ein Verband im Wandel, der auf Ausbildung sowie auf etablierte und aufstrebende Best Practices setzt, um das HR-Management in Unternehmen zu stärken.

Nachkriegszeit. Industrieller Wiederaufbau. Wirtschaftsboom. Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs und des sozialen Dialogs entwickelte sich der Beruf des HR-Managers. «In den 1950er Jahren begannen Unternehmen zu erkennen, dass das Personalmanagement zunehmend komplexer wurde», erläutert Jessica Silberman Dunant, Präsidentin von HR Swiss. Sie ergänzt: «Es reichte nicht mehr aus, einfach nur Personal einzustellen und arbeiten zu lassen. Es war notwendig, eine Funktion zu schaffen, die sowohl über die Rechte des Personals wacht – etwa in Bezug auf Löhne und arbeitsfreie Tage – als auch zwischenmenschliche Aspekte berücksichtigt. » Vor diesem Hintergrund wurden regionale Verbände gegründet, darunter der Regionalverband Freiburg im Jahr 1959. Im Jahr 1972 folgte die Gründung des nationalen Dachverbands unter dem Namen Schweizerische Gesellschaft für Personal- Management (seit 2003 HR Swiss).

Seit seiner Gründung unterstützt HR Swiss die Regionalverbände und bündelt zentrale Aktivitäten. «Die Regionalverbände sind viel näher an der Basis. Sie kennen ihre Mitglieder und organisieren lokale Veranstaltungen zu Themen, die diese direkt betreffen», erläutert Jessica Silberman Dunant. Der Dachverband fungiert als strategisches Bindeglied. Er beobachtet politische und gesellschaftliche Entwicklungen und informiert seine mehr als 4000 Mitglieder über relevante Beschlüsse. Auf diese Weise können sich HR-Fachleute als wichtige Ansprechpartner in öffentlichen und privaten Unternehmen positionieren.

Die Bedeutung der künstlichen Intelligenz

Zu den vielen Herausforderungen, denen sich der HRBereich gegenübersieht, zählt der technologische Wandel. HR Swiss bereitet derzeit eine nationale Umfrage vor – den HR Swiss Benchmark –, um einen Überblick über aktuelle HR-Praktiken zu erhalten und zentrale Anliegen in diesem Bereich zu identifizieren. «Junge Menschen wollen heute anders arbeiten, während die Boomer mit ihrem Know-how in den Ruhestand gehen. Das erzeugt Druck auf den Arbeitsmarkt, den Nachwuchs zu sichern», fasst Jessica Silberman Dunant zusammen.

Die Digitalisierung, insbesondere die Einbindung von künstlicher Intelligenz (KI), stellt eine weitere grosse Herausforderung dar. «Die digitale Transformation gab es schon lange vor der KI, aber sie beschleunigt den Wandel zweifellos», erklärt sie. Dennoch hebt Jessica Silberman Dunant nachdrücklich die Bedeutung menschlicher Fähigkeiten hervor: «In einer Organisation ist der Faktor Mensch entscheidend – mit all der Unterstützung, die die Technologie bieten kann.» Ihrer Ansicht nach ergänzen sich Technologie und HR, statt im Widerspruch zueinander zu stehen. «Technologische Unterstützung ist äusserst hilfreich, um Prozesse zu automatisieren und repetitive Arbeiten mithilfe von IT-Lösungen zu reduzieren.»

Ausbildung und Spitzenleistungen

Die Digitalisierung spiegelt sich auch in den Weiterbildungsangeboten auf kantonaler und regionaler Ebene wider. «Das Angebot an Aus- und Weiterbildungen ist breit gefächert. Es umfasst Themen wie HR-Strategie, KI, Arbeitgeber-Branding, Talententwicklung, Arbeitsrecht und Leistungsmanagement », erklärt Jessica Silberman Dunant. HR Swiss vergibt zudem Auszeichnungen, um innovative Unternehmen im HRBereich zu würdigen, indem der Verband den «Swiss Digital HR Award» sowie den «Swiss Arbeitgeberaward » unterstützt.

Darüber hinaus spielt HR Swiss über den Trägerverein HR Swiss Exams (HRSE) eine Schlüsselrolle als Garant für Professionalität im HR-Bereich. Dazu gehören das HR-Zertifikat, der Fachausweis und das eidgenössische Diplom. «Diese Abschlüsse sind schweizweit anerkannt und ermöglichen es Fachleuten, die erforderlichen Kompetenzen zu erwerben, um verantwortungsvolle Posten in der Privatwirtschaft, im öffentlichen Dienst, in Arbeitsvermittlungsagenturen oder in regionalen Arbeitsvermittlungszentren zu übernehmen», erklärt die Präsidentin. Trotz der Möglichkeit akademischer Ausbildungen gelten die eidgenössischen Diplome in der Schweiz nach wie vor als Referenz.

Jessica Silberman Dunant ist seit drei Jahren Präsidentin von HR Swiss. «Ich war 15 Jahre Mitglied von HR Genève, kannte aber weder den Dachverband noch seine Rolle wirklich, da man nur Mitglied von HR Swiss wird, wenn man einem Regionalverband beitritt», berichtet sie. Ihre Ernennung im Jahr 2022, die mit der Professionalisierung ihres Amtes einherging, eröffnete ihr eine neue Herausforderung: «Das hat mir den nötigen Schub gegeben, um den Schritt zu wagen. Ich habe das Mandat angenommen und mich selbstständig gemacht, was mir erlaubt, mich auf neue Weise für das Thema menschliche Vielfalt zu engagieren.»

Für Jessica Silberman Dunant ist es kein Thema, als Frau an der Spitze eines solchen Verbands zu stehen: «Für mich sind die erfolgreichsten Teams diejenigen, die heterogen zusammengesetzt sind – genau das möchte ich auch in der Dachorganisation fördern.» Und das, obwohl der HR-Bereich überwiegend von Frauen geprägt ist. «Es ist ein konsensorientierter Beruf, der Agilität erfordert, um das richtige Gleichgewicht zwischen Personal und Geschäftsleitung zu finden », erklärt die Präsidentin.

Eine starke Freiburger Zusammenarbeit

Seit Januar 2023 wird das Sekretariat von HR Swiss vom Freiburger Arbeitgeberverband (FAV) geführt. «Die Zusammenarbeit mit dem FAV ist für uns ein Gewinn, da unsere Generalsekretärin Juristin ist und auf ein Netzwerk von Fachpersonen zurückgreifen kann, die in anderen Bereichen tätig sind. Zudem ist die Zweisprachigkeit des FAV für uns von grosser Bedeutung, da wir in zwei oder sogar drei Sprachen aktiv sind», schliesst Jessica Silberman Dunant.