Patrice Boschung, Patron der Firma G. Sciboz SA in Farvagny-le-Grand, redet Klartext: «Jedes Unternehmen sollte junge Menschen für den Nachwuchs ausbilden. Das ist wichtig.» Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1996 durch Georges Sciboz wird alle zwei Jahre eine Schreinerlernende oder ein Schreinerlernender ausgebildet. Dieses Engagement für die Nachwuchsförderung wurde auch nach 2012 fortgesetzt, als Patrice Boschung nach dem Tod des Firmengründers die Leitung des Unternehmens übernahm.
Ein zentrales Problem sieht Patrice Boschung jedoch in der Motivation der Jugendlichen, die sich bewerben. Er bedauert: «Heute drängen die Berufsfachschulen die Jugendlichen zum Studium. Ich finde, junge Menschen sollten frei entscheiden können, welchen Weg sie einschlagen möchten.» Zudem unterstreicht er den Bedarf an Führungskräften in handwerklichen Berufen, die die Fähigkeit haben, sich weiterzuentwickeln oder später selbst ein Unternehmen zu leiten
Jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich zu entfalten

Der Rekrutierungsprozess seines Unternehmens basiert auf mehreren Kriterien: «Ich schaue auf die Noten, aber nicht nur», erklärt Patrice Boschung. «Für mich ist die Lernfähigkeit genauso wichtig wie das Verhalten in der Schule und die Anzahl der Absenzen». Wurde ein Dossier einmal ausgewählt, ist das Absolvieren einer Schnupperlehre obligatorisch. «Dabei haben wir weniger an uns als vielmehr an die zukünftigen Lernenden gedacht», sagt der Chef schmunzelnd. «Es ist wichtig, dass sie herausfinden, ob sie wirklich Interesse am Beruf haben. Denn genau das hilft ihnen später, sich in ihrer beruflichen Laufbahn zu entfalten.»
Sobald die Lernenden ausgewählt sind, übernimmt Dorian Mollard, Werkstattleiter und ehemaliger Lernender des Unternehmens, ihre Betreuung. «Er begleitet sie bei den Arbeiten, die sie ausführen, und sorgt dafür, dass alles sinnvoll und ordentlich umgesetzt wird», betont Patrice Boschung. Für ihn sind die Weitergabe des Handwerks und die Nachwuchsausbildung eine Quelle der Zufriedenheit, auch wenn dies erhebliche Anstrengungen erfordert: «In den ersten beiden Jahren müssen wir die Lernenden eng betreuen, aber ab dem dritten Lehrjahr und bis zum Abschluss ihrer Ausbildung arbeiten sie zunehmend selbstständig.»
Preis für die Arbeit des Lernenden
Patrice Boschung betrachtet die Berufsausbildung als eine Win-win-Situation: «Die Jugendlichen erlernen einen Beruf, und wir gewinnen Fachkräfte – ein nicht zu unterschätzender Vorteil.» Dennoch verlassen die meisten Lernenden den Betrieb nach dem Abschluss ihres EFZ. «Wir können nicht alle übernehmen, und ich denke, es ist wichtig, dass sie in anderen Strukturen weitere Erfahrungen sammeln», erläutert er.
Vor Kurzem wurde die G. Sciboz SA beim Herbstauftakt der Unternehmen mit einem Preis ausgezeichnet – eine Anerkennung, die der Firmenchef sehr zu schätzen weiss: «Die Arbeit wurde vom Lernenden selbst geleistet. Natürlich konnten wir ihn begleiten, aber es war seine eigene Motivation, die diesen Preisgewinn möglich gemacht hat.» Er hofft, dass diese Auszeichnung das Engagement seines Teams in der Berufsbildung sichtbar macht: «Vielleicht motiviert es auch andere Jugendliche, sich für eine Ausbildung in diesem Berufsfeld zu entscheiden.»
Gründungsjahr des Unternehmens: 1996
Anzahl Beschäftigte: 22
Anzahl Lernende: 2
Tätigkeitsbereich: Allgemeine Schreinerarbeiten mit Spezialisierung auf Türen, Brandschutztüren, Küchen und Inneneinrichtungen
Verantwortlich für die Berufsausbildung: Patrice Boschung, unterstützt von Dorian Mollard