Herbstauftakt der Unternehmen 2024 : Die Berufsbildung im Zentrum der Wirtschaft


Am 22. August fand im Forum Freiburg die 7. Ausgabe des Herbstauftaktes der Unternehmen statt. Diese vom Freiburger Arbeitgeberverband (FAV) organisierte Vorzeigeveranstaltung stellte die Berufsbildung in den Fokus und zeichnete die besten Ausbildungsbetriebe des Kantons aus. Die Gäste hatten zudem die Ehre, einem Vortrag von Alt-Bundesrat und zukünftigen Generalsekretär des Europarates Alain Berset beizuwohnen, der seine Erfahrungen zur Anpassungsfähigkeit und Entscheidungsfindung in Zeiten wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten teilte.

Photos Edit : Stemutz 

Rund 400 Personen, darunter Unternehmerinnen und Unternehmer, Führungskräfte aus Wirtschaft, Politikerinnen und Politiker sowie Lernende und ihre Lehrmeisterinnen und Lehrmeister, nahmen heute an der 7. Ausgabe des Herbstauftaktes der Unternehmen teil. Die Veranstaltung bot Gelegenheit zur Begegnung und hob einmal mehr die zentrale Bedeutung der Berufsbildung für die Freiburger Wirtschaft hervor.

Im Rahmen der Veranstaltung wurden neun Preise an die besten Ausbildungsbetriebe des Kantons in den Kategorien „Bautechnik“, „Technik und Mechanik“ sowie „Dienstleistungen, Handel und Gesundheit“ und der Preis «Coup de Coeur» verliehen (siehe nachstehende Liste der Gewinner).

Der mittlerweile traditionelle Sonderpreis „Coup de coeur“ ging an die Schaer Ingénieurs SA aus Romont für ihren beispielhaften Einsatz in der Ausbildung des jungen Lernenden Hugo Corminboeuf, der an Dyspraxie leidet. Diese noch wenig bekannte neurologische Störung äussert sich vor allem durch Schwierigkeiten beim schulischen Lernen und der Entwicklung motorischer Fähigkeiten, was Tätigkeiten wie Zeichnen, das Zusammensetzen von Teilen oder Schreiben erschwert. Trotz dieser Hürden entschied sich Hugo Corminboeuf für eine Lehre als Zeichner EFZ bei Schaer Ingénieurs SA, die zugleich ihren ersten Lernenden überhaupt einstellte. Das Unternehmen nahm die Herausforderung an und schuf ein unterstützendes Arbeitsumfeld, um seinen Lernenden während der gesamten Ausbildungszeit optimal zu begleiten. Dieser Preis würdigt somit nicht nur die Entschlossenheit dieses jungen Mannes, sondern auch die Bemühungen eines Unternehmens, das ihm trotz vieler Widrigkeiten eine Chance gegeben hat. Derzeit begleitet das Unternehmen aus Romont auch einen zweiten Lernenden, der an Dyslexie leidet, und unterstreicht damit erneut sein starkes Engagement für die Berufsbildung und den Zugang zum Erfolg für alle.

Eine fruchtbare Partnerschaft
Der Abend war auch geprägt von der Ansprache von Staatsrat Olivier Curty. Er betonte die engen Verbindungen zwischen Staat und Unternehmen, insbesondere in Bezug auf die Berufsausbildung. Als ehemaliger Lernender bezeichnete er diese Erfahrung als „grundlegende Einführung ins Arbeitsleben“ und hob hervor, dass er in seinem damaligen Ausbildungsbetrieb nicht nur Fachwissen, sondern auch Umgangsformen und Verantwortungsbewusstsein erworben habe. Er lobte die Ausbildungsbetriebe des Kantons und den FAV, die seiner Meinung nach „die zentrale Achse des kantonalen Systems der dualen Berufsbildung“ darstellen. Abschliessend zeigte er sich erfreut über die fruchtbare Partnerschaft, die es möglich gemacht hat, eine vielversprechende Zukunft für die Jugend und die Wirtschaft des Kantons zu gestalten.

Patrick Gendre, Verwaltungsratspräsident des FAV, erinnerte daran, dass die Schweiz trotz geopolitischer Herausforderungen, wie den Konflikten in der Ukraine und im Gazastreifen, im Jahr 2023 ein solides Wirtschaftswachstum verzeichnete. Diese wirtschaftliche Stärke, die im Gegensatz zu der vieler europäischer Länder steht, geht einher mit nahezu Vollbeschäftigung. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in bestimmten Sektoren bereitet jedoch weiterhin Sorgen. In diesem Zusammenhang unterstrich Patrick Gendre die Bedeutung von Projekten wie dem Campus Le Vivier, dessen Einweihung für diesen Herbst ansteht. „Die Berufsbildung sichert den Nachschub an Fachkräften und garantiert ein hohes Mass an Kompetenz. Sie ist eine echte Zukunftsgarantie für die meisten Sektoren und Branchen“, bekräftigte er. Zudem betonte er, wie wichtig Anpassungsfähigkeit, lebenslanges Lernen und Offenheit für Veränderungen in einer sich ständig wandelnden Welt sind. „Veränderungen stellen zwar eine Herausforderung dar, sind aber auch ein starker Antrieb für Fortschritt“, sagte er und fuhr fort: “In einer schnelllebigen Welt ist Stillstand keine Option. Wir müssen das Prinzip des lebenslangen Lernens verinnerlichen“.

Die geteilten Erfahrungen von Alain Berset
Der Höhepunkt der Veranstaltung bildete der Vortrag „Handeln und Entscheiden in einer unsicheren Welt“, von Alain Berset, ehemaliger Bundesrat und neu gewählter Generalsekretär des Europarats, der als Ehrengast der 7. Ausgabe des Herbstauftakts der Unternehmen geladen war. Die Gesundheitskrise hat die Gesellschaft erschüttert und Führungskräfte, Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen gezwungen, sich einem Umfeld voller Unsicherheiten anzupassen. In seinem Vortrag gab Alain Berset wertvolle Empfehlungen für Führungskräfte von KMU. Er unterstrich die Notwendigkeit zu handeln, anstatt im Schockzustand zu verharren: „Das Schlimmste ist, nichts zu entscheiden“, sagte er. Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie unvollständig sind, ist von grundlegender Bedeutung. Er betonte ausserdem die Wichtigkeit der Teamarbeit und sprach sich für eine gesunde Fehlerkultur aus, in der Initiative gefördert wird, auch auf die Gefahr hin, Fehler zu machen. Zudem hob er die zentrale Rolle der Intuition in Krisenzeiten hervor, diese kleine innere Stimme, die unsere Entscheidungen leitet.

Alain Berset bereitet sich nun auf die neue Herausforderung als Generalsekretär des Europarats vor, wo seine Expertise im Krisenmanagement ein wertvoller Trumpf für Europa sein wird.

Der Abend fand seinen Abschluss bei einem Stehlunch, der den Gästen in einer entspannten und geselligen Atmosphäre die Gelegenheit bot, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen – ein Moment der Gemeinsamkeit, der die Bande zwischen den verschiedenen Akteuren des Freiburger Wirtschaftsgefüges stärkte.

Liste der preisgekrönten Unternehmen und Lernenden nach Kategorie

Bautechnik

  • Schwab Heizung Sanitär Klima AG, Kerzers

mit Simon Irmler, Heizungsinstallateur EFZ

  • Sciboz G. SA, Farvagny-le-Grand

avec Arnaud Piccand, Menuisier CFC

  • Alpha-Contrôle SA, Ursy

avec Yvan Olivier Golay, Projeteur en technique du bâtiment chauffage CFC

 

Technik und Mechanik

  • Winkelmann Elektro AG, Kerzers

mit Kiera Tschachtli, Elektroinstallateurin EFZ

  • Dominique Kaech, Lussy FR

avec Maëlle Corminboeuf, Horticultrice CFC

  • Feyer Ramonage SA, Fribourg

avec Mathieu Falk, Ramoneur CFC

 

Dienstleistungen, Handel und Gesundheit

  • Neue Apotheke, Düdingen

mit Nora Lüthi, Pharma-Assistentin EFZ

  • Meggitt SA, Villars-sur-Glâne

avec Antoine Jaquet, Informaticien CFC

  • IMTF SA, Givisiez

mit Antonia Birbaum, Kauffrau EFZ

 

Preis « Coup de cœur » 2024

Schaer Ingénieurs SA, Romont FR

avec Hugo Corminboeuf, Dessinateur CFC