Zweifellos ist die Anpassungsfähigkeit die wichtigste Eigenschaft der Freiburger Garagisten. «Um in der heutigen Zeit zu bestehen, müssen wir an den neuesten technologischen Entwicklungen dranbleiben und bei der Elektrifizierung die Kurve kriegen», betont Georges Bovet, Präsident des AGVS – Sektion Freiburg, gleich zu Beginn. Dies ist einer der Gründe, warum sich der AGVS besonders stark in der Berufsbildung engagiert. Um dieses Engagement zu bekräftigen, hat der Verband beschlossen, die derzeitigen Räumlichkeiten für seine überbetrieblichen Kurse (ÜK) an der Gewerblichen und Industriellen Berufsfachschule (GIBS) in Freiburg zu verlassen. «Die aktuellen Lokalitäten sind zu klein und veraltet. Wir können sie nicht mehr angemessen anpassen, um unseren Nachwuchs entsprechend auszubilden », erklärt Georges Bovet. So beschloss der Verband, eine Million Franken zu investieren, um auf dem Campus Le Vivier in Villaz-Saint-Pierre neue Räumlichkeiten für die ÜK einzurichten. «Wir werden dort Hightech-Material installieren, denn unsere Berufe unterliegen ständigen Veränderungen und wir müssen mit den neuesten Entwicklungen Schritt halten », erläutert der Präsident.
Diese Investition ist notwendig, da die Automobilberufe sehr begehrt sind. Im Durchschnitt bildet der AGVS im Kanton Freiburg jedes Jahr etwa 100 Lernende aus. «Die jungen Leute sind meist von Autos begeistert und es handelt sich um abwechslungsreiche Berufe, die Mechanik, Elektrik und viele andere Fachgebiete umfassen», sagt Georges Bovet.
Von der Pandemie zu einer Mangellage
Das Berufsfeld bleibt trotz gelegentlicher Infragestellung des individuellen Verkehrsmittels Auto in den Debatten über die Energiewende vielversprechend. «Dies ist zweifellos die grundlegendste Veränderung für unsere Berufe», gibt Georges Bovet zu und räumt ein: «Aus meiner Sicht wird es aufgrund der geografischen Struktur unseres Landes mit seinen kleinen, entlegenen Dörfern immer Privatautos geben, aber die Mobilität wird sich ändern.» Dabei bezieht er sich auf Elektroautos, die es bereits seit einiger Zeit gibt. Deren Technologie hat sich jedoch erheblich weiterentwickelt. Er erwähnt auch die aufkommende Entwicklung von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen. All diese Veränderungen machen die Branche attraktiv. « Es wird immer Privatautos geben. »
Parallel dazu sah sich die Automobilbranche mitmehreren Krisen konfrontiert, allen voran den Herausforderungen durch COVID. Zwischen 2020 und 2021 waren die Garagenbetriebe tiefgreifenden Einschränkungen ausgesetzt, die einige dazu zwangen, ihre Belegschaft in Kurzarbeit zu schicken. «Obwohl es keine Insolvenzen gab, litten unsere Mitglieder in dieser Zeit», berichtet der Präsident des AGVS. Kaum hatten die Garagisten die COVID-Notlage überstanden, war bereits die nächste Krise da: der Mangel an Halbleitern, den entscheidenden Bauteilen für die Elektronik in Autos. Chinesische Fabriken stoppten die Halbleiterproduktion, was dazu führte, dass Autohersteller ihre Fahrzeuge nicht mehr fertigstellen konnten. Dies wiederum verursachte erhebliche Umsatzeinbussen bei den Händlern, die ihrerseits keine Fahrzeuge mehr ausliefern konnten. Georges Bovet erläutert: «Im Mai 2021 erhielt ich eine Bestellung für ein Nutzfahrzeug, das wir letztlich erst Ende März 2024 ausliefern konnten – so etwas ist noch nie vorgekommen. Normalerweise beträgt die Lieferfrist für ein derartiges Fahrzeug vier Monate.»
Tätigkeit auf nationaler Ebene
In diesen Krisensituationen spielte der AGVS Freiburg eine zentrale Rolle bei der Informationsversorgung seiner Mitglieder, was die Bedeutung eines solchen Berufsverbandes für die Automobilbranche unterstreicht. Zur Erinnerung: Der Verband wurde einst gegründet, um die Interessen der Garagisten zu verteidigen und die Qualität der Arbeit in den Werkstätten zu wahren.
Kürzlich wurde vom Verband eine neue Charta verfasst, welche die Kriterien für die Mitglieder in den Werkstätten sowie in der Berufsbildung festlegt. Das Verbandssekretariat wird seit vielen Jahren vom Freiburger Arbeitgeberverband (FAV) geführt. Für den Präsidenten ist dies eine äusserst positive Zusammenarbeit: «Wir haben ein professionell geführtes Sekretariat, das uns beispielsweise auch über Gesetzesänderungen informiert, was von grosser Bedeutung ist.» In Bezug auf die Interessenvertretung der Mitglieder erfolgt diese eher auf nationaler Ebene durch den Dachverband, der vom Schaffhauser Parlamentarier Thomas Hurter präsidiert wird. «Die Zentrale bearbeitet wichtige und ständig wiederkehrende Themen, wie die Mobilität und das CO₂-Gesetz», erklärt Georges Bovet und betont, dass die kantonalen Sektionen eine massgebliche Rolle für den Zusammenhalt unter den Mitgliedern spielen.
- 1933 Gründung des Verbandes
- 2023 90-jähriges Jubiläum des Verbandes
- 2024 Einweihung des ÜK-Campus