Im Innern der Häuser


Der AMRF vereint zwölf Mitglieder, die in einem Monopol organisiert sind. Ein besonderes System für einen Beruf, der sich stark verändert hat.

Der Kaminfegermeister-Verband des Kantons Freiburg hat gegen eine Motion zur Liberalisierung der Kaminreinigung angekämpft. Diese politische Anstrengung spiegelt die lebhafte Unterstützung wider, mit der sich der Verband für seine Mitglieder einsetzt. Porträt einer kleinen, aber äusserst engagierten Vereinigung.

Marie Nicolet

Die Kaminfegermeister sorgten Ende des Jahres 2023 für Aufsehen, als eine Motion die Liberalisierung der Kaminreinigung forderte, obwohl der Berufsstand traditionell durch eine Monopolstellung geprägt ist. «Wir haben Kontakt zu einigen Grossrätinnen und Grossräten aufgenommen und ihnen dargelegt, dass das aktuelle System nach wie vor gut funktioniert», sagt Cédric Hostettler, Kaminfegermeister und Präsident des Kaminfegermeister-Verbands des Kantons Freiburg (AMRF). Er ist sich jedoch bewusst, dass eine Liberalisierung in absehbarer Zukunft unumgänglich sein wird, um die Zukunft des Berufszweigs zu sichern: «Das Monopol beschränkt die Kaminfegerbetriebe, da die Anzahl der Festbrennstoffheizkessel zugunsten von Wärmepumpen zurückgeht, die keinen Einsatz von uns erfordern», erklärt der Präsident. Schliesslich wurde die Motion gegen den Willen des Staatsrats abgelehnt.

Der Status quo erfordert eine Neustrukturierung der zwölf Sektoren, in die der Kanton Freiburg unterteilt ist, durch den Verband und die Kantonale Gebäudeversicherung (KGV). Dieser fortlaufende Prozess ermöglicht es den Kaminfegerbetrieben aufgrund des Monopols, das Kantonsgebiet untereinander aufzuteilen.

Diese politische Auseinandersetzung verdeutlicht, wie sehr die Kaminfegermeister auf ihren Berufsverband angewiesen sind. Sein Hauptzweck besteht darin, die Interessen seiner zwölf Mitglieder zu vertreten und Empfehlungen zur Brandprävention zu erlassen. Kürzlich fungierte er auch als Ansprechpartner für das Amt für Energie, um sämtliche Feuerungsanlagen im Kanton zu überprüfen.

 

Der Nachwuchs ist durchaus gesichert

Zusätzlich ist die Berufsausbildung für den AMRF von entscheidender Bedeutung, nicht zuletzt, weil Unternehmen nur qualifiziertes Personal einstellen dürfen. «Wir beschäftigen keine Hilfskräfte, da wir im Bereich der Brandverhütung tätig sind; das gesamte Personal muss entsprechend ausgebildet sein», erläutert der Präsident. Die Zahl der im Kanton ausgebildeten Lernenden variiert von Jahr zu Jahr erheblich. «Wir sind in den Orientierungsschulen präsent, um unseren Beruf vorzustellen. Doch die Jugendlichen entdecken den Beruf meist, wenn sie den Kaminfeger oder die Kaminfegerin zu Hause antreffen oder durch Mundpropaganda davon hören», erklärt Cédric Hostettler. Er fügt hinzu, dass mit der aktuellen Anzahl an ausgebildeten Lernenden der Nachwuchs im Kanton durchaus gesichert ist.

«Ich glaube, dass der Beruf manchmal ein vereinfachtes Bild vermittelt. Die Leute wissen oft nicht wirklich was wir tun, selbst wenn sie einmal im Jahr Besuch vom der Kaminfegerin oder dem Kaminfeger erhalten», stellt der Präsident fest. Einfach ausgedrückt: Der Beruf des Kaminfegers umfasst heute mehr als das klassische Bild eines Mannes mit langen Bürsten, der an der Haustür erscheint und anschliessend auf das Dach steigt, um den Kamin zu reinigen. Tatsächlich werden Dachbegehungen aus Sicherheitsgründen immer seltener, obwohl sie von den Fachleuten geschätzt und den Lernenden vermittelt werden. «Heute spielt sich der praktische Teil des Berufs vermehrt in Wohnhäusern und Kellern ab. Wir überprüfen, zerlegen, reinigen und setzen die Heizanlagen wieder in Betrieb», erläutert Cédric Hostettler. Er betont, dass er gerne in die Häuser hineinschaut und eine besondere Beziehung zu seinen Kunden pflegt: «Wir sind Zeugen von familiären Veränderungen, bekommen Geburten und Todesfälle mit und sind sehr nah an den Menschen.» Für ihn bleibt der Beruf des Kaminfegers, zukunftsträchtig, da es immer Haushalte mit Kaminen geben wird. «Wir werden auch weiterhin durch Verbrennung heizen, sei es mit erneuerbaren Energien wie Holz oder Pellets», bekräftigt der Präsident.

Nachdem Jean-François Feyer in den Zentralvorstand des Dachverbands Kaminfeger Schweiz gewählt wurde, übernahm Cédric Hostettler das Präsidium des Berufsverbandes. Er hatte den Vorteil, dass er zweisprachig ist und sich bereits als Ausbildner sowie Experte für Lehrabschlussprüfungen stark im Verband engagiert hatte. «Es interessierte mich, Verantwortung zu übernehmen und mich auf eine andere Art für meinen Beruf einzusetzen», sagt er und fügt hinzu, dass er die Zusammenarbeit mit dem Freiburger Arbeitgeberverband sehr schätzt, da er willkommene professionelle Unterstützung bietet.

 

  • 1935 Gründung des Kaminfegermeister­Verbands des Kantons Freiburg (AMRF)
  • 1996 Erste Motion zur Liberalisierung der Kaminreinigung im Kanton Freiburg
  • 2010 75-jähriges Bestehen des Verbands
  • 2016 Zweite Motion zur Liberalisierung der Kaminreinigung im Kanton Freiburg
  • 2023 Dritte Motion zur Liberalisierung der Kaminreinigung im Kanton Freiburg

 

Der Mythos vom Glücksbringer

Bringt die Kaminfegerin oder der Kaminfeger Glück? Der Aberglaube hat einen wahren Kern. Früher standen in den Städten viele aneinandergebaute Häuser, die mit Holz beheizt wurden. «Wenn eine Holzheizung Feuer fing, breitete sich das Feuer schnell auf die umliegenden Gebäude aus», erklärt Cédric Hostettler, der AMRF-Präsident. «Die Menschen erkannten, dass der Besuch der Kaminfegerin oder des Kaminfegers die Anzahl der Brandfälle verringerte, daher galt er als Glücksbringer.»

Und der Hut? Zylinderhüte waren normalerweise dem Adel vorbehalten, wurden aber den Kaminfegern aufgrund ihrer Rolle bei der Verhütung von Bränden zugestanden.