Wir haben das Wissen, also lasst es wissen!» Gilbert L’Homme, Schreinermeister in Mézières, ist nie um einen Spruch verlegen – er zitiert hier einen Satz, der intern verwendet wird. Der charismatische Patron übernahm 1981 das Familienunternehmen zusammen mit seinem Bruder, der inzwischen pensioniert ist. «Unseren Betrieb kenne ich nicht anders als mit Lernenden. Der erste wurde ab 1957 ausgebildet … im Jahr meiner Geburt! Seit der Vergrösserung der Schreinerei im Jahr 1990 nehmen wir jedes zweite Jahr einen Lernenden auf. Da die Schreinerlehre vier Jahre dauert, arbeiten immer zwei Lernende in unserem Betrieb. Neben meiner Frau und mir beschäftigt das Unternehmen zwölf qualifizierte Arbeitskräfte. Wir nennen sie deshalb scherzhaft unsere Apostel …» Gilbert L’Homme ist überzeugt: Ein Unternehmen, das Lernende ausbildet, hat es immer einfacher, Personal zu finden. Es gibt aber noch weitere Vorteile. «Die Anwesenheit von Jugendlichen motiviert alle, entsprechend den im Beruf gültigen Standesregeln zu arbeiten und auf die Sicherheit besonders zu achten. Dadurch wird die Arbeitsethik gestärkt, was wiederum den gegenseitigen Respekt fördert – und das ist äusserst wichtig.» In Mézières werden schon seit jeher Schäfte, Ankleideschränke, Treppen, Türen oder auch Täfelungen hergestellt. «Seit ich das Ruder übernommen habe, setzen wir verstärkt auf den Küchenbau, den Innenausbau von Läden oder Restaurants und Büroeinrichtungen. Aber Achtung: Wir arbeiten ausschliesslich auf Bestellung. Das ist der Unterschied zwischen dem Handwerk und der Industrie: Die Industrie verkauft, was sie produziert hat, während das Handwerk produziert, was es verkauft hat.»
Schon bald wird es mehr Bildschirme als Werkbänke geben
Die Vielfältigkeit ist ein Trumpf, um neue Angestellte anzuwerben – inklusive Lernende. «Sie ermöglicht es, die Tätigkeiten zu diversifizieren und das Interesse wachzuhalten. Die Digitalisierung des Berufs kommt bei den Jugendlichen ebenfalls gut an, sie schätzen den technologischen Aspekt. Wir werden schon bald mehr Bildschirme als Werkbänke haben!» Als langjähriges Mitglied der Lehrlingskommission, der er während 15 Jahren vorstand, hat sich Gilbert L’Homme sehr stark für den beruflichen Nachwuchs engagiert. «Im Kanton Freiburg haben die ‹hölzigen Berufe› einen guten Ruf, wir haben keine grossen Rekrutierungsprobleme. » Auch Frauen interessieren sich immer mehr für den Beruf. «Bei mir im Team arbeiten zurzeit drei Frauen, zwei mit EFZ und eine in Ausbildung. Das ist eine erfreuliche Entwicklung.» Gestützt auf seine Erfahrung begegnet der 66-Jährige der neuen Generation wohlwollend: «Mit dem Aufkommen des Internets und der sozialen Netzwerke sind Jugendliche vielen Versuchungen ausgeliefert. Es ist wichtig für sie, dass sie den ‹Bodenhaftung› nicht verlieren – etwa, indem sie einen Sport ausüben oder Musik machen. Manchmal gehe ich an einen Match oder ein Konzert, darüber freuen sie sich. Abschliessend kann ich sagen: den meisten geht es gut!»