«Wir erhalten viel zurück.»


Berufsbildung? Für die seit vier Generationen im Sensebezirk tätige RIEDO coiffure AG ist das eine Selbstverständlichkeit. Das Familienunternehmen wurde im Rahmen des Herbstauftakts der Unternehmen 2022 mit dem Preis für das beste Ausbildungsunternehmen ausgezeichnet.

Alexandre Brodard

Bei der RIEDO coiffure AG gehört die Ausbildung des Nachwuchses schon seit der vor bald einem Jahrhundert erfolgten Firmengründung zur Unternehmensstrategie. Bereits der Grossvater respektiv Urgrossvater der beiden gegenwärtigen Direktoren, Marc Riedo und dessen Sohn Jan, hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, Lernende unter ihre Fittiche zu nehmen und ihnen die Geheimnisse des Metiers beizubringen. Er unterrichtete übrigens an der Berufsschule. Sein Beispiel hat Schule gemacht –  und das so gut, dass Kinder von ehemaligen Lernenden des Unternehmens ihre Coiffeurlehre nun ebenfalls bei der RIEDO coiffure AG absolvieren! Um die 150 Jugendliche haben ihr EFZ in einem der sechs Salons des kleinen Sensler Coiffeurimperiums erworben. Nimmt man noch jene des Berner Partnerunternehmens Aerni hinzu, das ebenfalls zu der in Bösingen ansässigen Holding riedogroup gehört, verdoppelt sich diese Anzahl sogar. Um all diese jungen Menschen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren (und manchmal auch darüber) in Theorie und Praxis des Berufs unterrichten zu können, sind nicht weniger als 13 Ausbildnerinnen und Ausbildner im Einsatz. Das erfordert eine gewisse Organisation… Marc Riedo – seines Zeichens Coiffeurmeister, der die «Haarkunst schon mit der Muttermilch eingesogen hat», wie er elegant formuliert – liegt die Berufsbildung sehr am Herzen. «Wir wenden sehr viel Zeit und Energie auf für unsere Lernenden, denn wir möchten, dass sie für den Arbeitsmarkt attraktiv sind, und zwar unabhängig davon, ob sie nach der Lehre bei uns bleiben oder nicht. Und wir erhalten viel zurück!» Der 51-jährige Sensler, der seine eigene Ausbildung mit hervorragenden Noten abgeschlossen hat, ist jedesmal stolz, wenn eine neue Generation an den Abschlussexamen brilliert.

Eine neue Generation, die anders tickt… und sehr motiviert ist!

Die heutigen Lernenden bringen die «Alteingesessenen» dazu, sich anzupassen. «Auch wir bilden uns weiter, um besser zu verstehen, wie die Generation Z tickt. Wir möchten beispielsweise wissen, wie man am besten mit dieser Generation kommuniziert», führt Marc Riedo aus. «Gefragt sind Führung, Regeln, manchmal auch Sanktionen. Aber diese jungen Menschen sind sehr motiviert und verdienen unser Vertrauen! Deshalb unterstützen wir sie, wo immer wir können.» Der Direktor ist überzeugt, dass sich der Einsatz lohnt: Die ersten Schnitte mit der Schere erfolgen noch an Modellen und unter der Anleitung der Ausbildner, aber die Lernenden gewinnen rasch an Selbständigkeit. Trotz allem stellt der Direktor einen Rückgang bei der Anzahl von Lernenden in der Branche statt. Dieser Trend ist natürlich nicht nur auf den Coiffeurbereich beschränkt. «Ich stelle fest, dass andere Salons zögern, überhaupt jemanden auszubilden oder jedes Jahr einen Lernenden aufzunehmen», bedauert Marc Riedo. Er hält fest, dass das Phänomen aber auch daher rührt, dass es schwieriger geworden ist als auch schon, Lernende zu rekrutieren. Er bleibt aber zuversichtlich: «Der Beruf geniesst bei den Jugendlichen einen guten Ruf. Er wird als cool wahrgenommen.»