Im Herzen der Energiewende


Mario Ducret, der Präsident der Sektion Freiburg des Verbands Gebäudehülle Schweiz, geht auf die beiden grossen Herausforderungen Energiestrategie 2050 und Rekrutierung von Fachpersonal ein.

Frank-Olivier Baechler

Mario Ducret empfängt seine französischsprachigen Besucher in seinem Büro in Düdingen mit einem warmen Lächeln – und mit einem klar erkennbaren Deutschschweizer Akzent. Seit 2006 ist der Sensler Präsident der Sektion Freiburg des Verbands Gebäudehülle Schweiz (GHSFR). Der Sektion angeschlossen sind 21 Unternehmen, die hauptsächlich in den Bereichen Abdichtung, Bedachung, Gerüstbau, Storen und Fassadenbau tätig sind.

Der stark in der Berufsbildung und der Förderung der entsprechenden Berufe engagierte Verband spielt auch eine zentrale Rolle in der laufenden Energiewende. «Unsere Branche leistet einen entscheidenden Beitrag zur Umsetzung der Ziele, welche der Bund in seiner Energiestrategie 2050 festgelegt hat», erklärt Mario Ducret, seines Zeichens zertifizierter GEAKExperte und im Besitz eines Fachausweises Energieberater Gebäude BP. «Das grösste Potenzial für Energieeinsparungen bietet eine Renovation der Gebäudehülle. In der Schweiz schätzt man, dass 1,5 Millionen Gebäude eine Totalsanierung benötigen. Das ist ein riesiger Markt, der nach und nach den Markt der Baubranche hinter sich lassen wird.»

Eine umfassende Unterstützung

Den Energieverbrauch zu reduzieren, reicht aber nicht aus. Immer mehr Berufsleute aus dem Bereich Gebäudehülle spezialisieren sich auf Solarenergie. Sie installieren thermische oder photovoltaische Systeme auf den Dächern und an den Fassaden. «Heute können unsere Mitglieder eine umfassende Unterstützung anbieten, die eine vollständige Gebäudeanalyse, die Entwicklung von Energiekonzepten, Planungsarbeiten, das Beantragen von Subventionen, die Renovierung der Hülle und die Installation von Solarsystemen umfasst», führt der Freiburger aus und bestätigt, dass sich der Bausektor in den letzten zehn Jahren stark entwickelt hat.

Um die extrem starke Nachfrage befriedigen zu können, wird der Akzent nicht nur auf die Aus- und Weiterbildung des bereits aktiv tätigen Fachpersonals gelegt, sondern auch auf die Rekrutierung von zusätzlichen Spezialisten. Insgesamt werden jedes Jahr etwa 900 Spezialistinnen und Spezialisten in den Berufen Abdichter, Dachdecker, Fassadenbauer und Storenmonteur ausgebildet. «Grundausbildung und Weiterbildungen werden an den beiden interkantonalen Ausbildungsstandorten Polybau in Uzwil (SG) und Polybat in Les Paccots (FR) angeboten. Polybat nimmt Fachleute aus der gesamten Westschweiz und aus dem Kanton Bern auf», erklärt Mario Ducret.

Arbeitskräftemangel

Die Anstrengungen, die der Verband in Verbindung mit dem Freiburger Arbeitgeberverband (FAV) und seinen Partnern unternimmt, reichen nicht aus, um den Arbeits- und Fachkräftemangel zu beheben. «Wir sind immer auf der Suche nach Mitteln und Wegen, mit denen Jugendliche für die Gebäudehülle-Branche begeistert werden können. So organisieren wir beispielsweise Praktika für Orientierungsschülerinnen und -schüler aus der Region (s. Textbox). Um noch mehr Zeit und Energie für die Herausforderungen aufwenden zu können, welche die Energiestrategie 2050 und die Rekrutierung von Jugendlichen darstellen, wurde unser Vorstand kürzlich mit zwei neuen Mitgliedern verstärkt», freut sich der Präsident. Und im Sinne eines Fazits fügt er hinzu: «Die Teamarbeit an der frischen Luft, die Arbeitsplatzgarantie und die Entwicklungsmöglichkeiten machen aus unseren Berufen ein ausgezeichnetes Sprungbrett in die Berufswelt!»

Praktikum vor Ort

Mario Ducret hat viele Ideen. Als er den Sinn- und Klangweg zwischen Düdingen und Freiburg abwanderte, fiel ihm auf, dass die kleinen Dächer bei einigen der thematischen Posten am Weg dem Wetter nicht mehr standhalten konnten. Kurzentschlossen bot er Düdingen Tourismus an, die Installationen zu renovieren und dabei gleichzeitig Jugendlichen aus der Region den Beruf des Dachdeckers näherzubringen. Dank des Enthusiasmus des Inititianten beteiligten sich 16 Schülerinnen und Schüler – in einem Alter, in dem man sich für eine Berufslaufbahn entscheidet – aus der Orientierungsschule Düdingen am Projekt. Mit der Unterstützung von vier jungen Berufsleuten aus drei regionalen Unternehmen sowie von Mitgliedern des Verbands Gebäudehülle – Sektion Freiburg schnitten die Schülerinnen und Schüler Faserzementplatten zu und deckten die Dächer mit Quarz-Zink- oder AluminiumElementen neu ein. Ergebnis dieser zweitägigen Arbeit? Kleine Dächer wie neu, berechtigter Stolz und vielleicht neue berufliche Perspektiven!