Der Hausarzt Paul Mülhauser in Plaffeien bildet schon seit fast 20 Jahren medizinische Praxisassistentinnen und -assistenten aus. Der Einsatz für die Berufsbildung liegt dem Arzt am Herzen: «Ich bilde gern Jugendliche aus, begleite sie und sehe zu, wie sie reifen. Innert drei Jahren werden sie selbständig, selbstsicher und nützlich in ihrem Arbeitsbereich. Anfangs müssen wir alles kontrollieren und präsent sein, aber ab dem zweiten Jahr bis zum Abschluss der Ausbildung können wir ihnen vertrauen und sie beispielsweise im Labor selbständig arbeiten lassen.»
Ein weiterer Aspekt, der Paul Mülhauser motiviert, sich in der Berufsbildung zu investieren: Die Zukunft des Berufsumfelds. Er stellt fest, dass ein Ungleichgewicht herrscht bezüglich qualifizierten Personals auf dem Arbeitsmarkt. «Spezialisten bilden kein Personal aus, stellen aber zahlreiche Fachkräfte an, was auf dem Markt zu einem Mangel bei den Hausärzten führt, die sich ihrerseits stark in der Berufsbildung engagieren.» Ihm erscheint es wichtig, das Ausbildungssystem neu zu überdenken. «Meiner Meinung nach muss das Modell neu gestaltet werden, um ein Jobsharing zwischen Spezialisten und Hausärzten aufzubauen. Das würde bewirken, dass das Know-how der Lehrlinge umfassend wird.»
Die Überlegungen von Paul Mülhauser gehen sogar noch weiter. Gemäss ihm wäre es der Sache dienlich, wenn man die Dauer der Ausbildung überdenken und von drei auf vier Jahre erhöhen würde. «Die Arbeit ist anspruchsvoll, es müssen innert drei Jahren zahlreiche Kenntnisse erworben werden, es handelt sich um eine sehr vielfältige und intensive Ausbildung», führt der Arzt aus. Er schätzt, dass es eine Verlängerung der Ausbildungsdauer erlauben würde, die Materie besser verdauen zu können. Zurzeit ist allerdings keine Reform geplant, die in diese Richtung gehen würde. Die Intensität der Ausbildung ist einer der Gründe, die Paul Mülhauser dazu veranlassen, Jugendliche anzustellen, die bereits über ein Jahr Erfahrung nach der Sekundarschule verfügen. «Sie profitieren wirklich von diesem Jahr, das es ihnen ermöglicht, sich anschliessend voll und ganz in ihrer Ausbildung zu engagieren.»
Die Löhne müssen überdacht werden
Anlässlich des Herbstauftakts der Unternehmen wurde der Praxis der Preis für das beste Ausbildungsunternehmen verliehen. «Das war eine schöne Überraschung, denn bei unserer Arbeit sind wir unter Druck, während der Covid-Zeit galt das noch verstärkt», erklärt Paul Mülhauser, der sich sehr gerührt zeigt über den Preis. Er fügt hinzu: «Die Auszeichnung ist ein wunderbares und unerwartetes Feedback, das uns in unserem Engagement für die Lernenden bestärkt.»
Für ihn besteht eine der Herausforderungen der Branche darin, den Beruf der medizinischen Praxisassistentin bzw. des medizinischen Praxisassistenten aufzuwerten, indem man die Löhne anhebt. «Oft sind es junge Frauen, die sich für diesen sehr anforderungsreichen Beruf entscheiden, in dem man weniger verdient als anderswo», bedauert der Arzt. Und er fügt hinzu, dass sich der Markt mit de facto höheren Löhnen, als es die Ärztegesellschaft vorsieht, selbst reguliert. Trotzdem würde eine Überarbeitung dieses Aspekts mehr Männer für den Beruf gewinnen. «Gegenwärtig ist es so, dass ein Mann, der als Praxisassistent arbeitet und eine Familie hat, diese nicht ausreichend versorgen kann», hält Paul Mülhauser fest.