Es war keine Anstellung wie gewohnt. Alles begann 2018, als Antoine Sprumont mit der Robert et Pascal Sallin SA in Villaz-Saint-Pierre Kontakt aufnahm, um seine Lehre als Zimmermann zu beenden. Er wurde für zwei Jahre eingestellt, aber die Situation wurde rasch kompliziert. «Er hatte Defizite beim Schulstoff und wies viele Absenzen auf», führt Pascal Sallin aus, und fügt hinzu, dass er mit dem Lehrling eine Unternehmens-Charta unterzeichnet habe, um Ziele zu formulieren, insbesondere im schulischen Bereich. Das habe aber nicht funktioniert. «Antoine hatte schwerwiegende persönliche Probleme, er wurde zwar begleitet, aber wir mussten den Lehrlingsvertrag dann doch auflösen», erklärt der Chef, und ergänzt: «Wir haben ihm gesagt, wenn du motiviert und frei von deinen Dämonen bist, kannst du wieder bei uns anklopfen.»
Pascal Sallin blieb in Kontakt mit der Familie von Antoine Sprumont und verfolgte seine Genesung. Schliesslich wurde dessen Lehrvertrag erneuert. «Wir sahen, dass er wieder motiviert war, und wir haben ihn in seinem letzten Ausbildungsjahr begleitet», sagt der Chef mit einem Lächeln. Im vergangenen Juni hat der junge Mann nun seine Ausbildung zum Zimmermann EFZ erfolgreich abgeschlossen. «Das war eine riesige Freude für ihn, für seinen Vater, für alle», strahlt Pascal Sallin. Für ihn war der erfolgreiche Abschluss auch eine schöne Anerkennung für das Engagement, das sein Betrieb leistete, um dem Lehrling den Ausbildungsabschluss zu ermöglichen. «Das Abenteuer motiviert uns dazu, das Ganze allenfalls zu wieder-
holen», hält der Patron fest. Man muss betonen, dass sich dieser Erfolg in erster Linie auf der menschlichen Ebene verorten lässt. PascalSallin gesteht ein, dass ihn Antoine Sprumont berührt hat: «Er ist ein netter Kerl, in ihm ist kein Krümelchen Boshaftigkeit zu finden. Er steht nun mit beiden Beinen auf dem Boden.» Nach dem Erhalt des EFZ machte sich der junge Mann zu einer mehrmonatigen Reise auf.
Seit 1993, mindestens
Das Leben hat Antoine Sprumont vom Unternehmen in Villaz-Saint-Pierre weggeführt; bei zahlreichen Lehrlingen, die dort ausgebildet wurden, ist das nicht der Fall. «Wir bilden den Nachwuchs aus, damit wir in unserem Betrieb über qualifiziertes Personal verfügen», erklärt Pascal Sallin. Er hält fest, dass zahlreiche heutige Teamleiter ihre Ausbildung im Unternehmen absolviert haben. Die Robert et Pascal Sallin SA bildet seit 1993 Lehrlinge aus: nie weniger als einen pro Jahr, im Prinzip also fortlaufend vier Lehrlinge. Die Berufsausbildung ist eng mit der Funktionsweise des Unternehmens verknüpft. Lehrlinge werden übrigens im Anschluss an ein Schnupperpraktikum rekrutiert, das zum Abschluss eines vierjährigen Lehrvertrags führen kann. «Das bedingt einen zusätzlichen Zeitaufwand, denn wir müssen nicht nur ein Auge auf ihre Arbeit richten, wir müssen auch ihre Fortschritte in der Theorie verfolgen», hält Pascal Sallin fest. Er fügt hinzu, dass das duale Ausbildungs- system in der Schweiz extrem gut funktioniere. Gerne erwähnt er, dass auch seine Berufskarriere mit einer Lehre begonnen habe und dass er während 16 Jahren die Ausbildungskommission des Kantons Freiburg präsidiert habe.
Das Engagement für den Nachwuchs wurde durch die Corona-Pandemie nicht beeinträchtigt, der Betrieb blieb ausser ein paar Tagen im März 2020 durchgehend geöffnet. Die Krise hat der Berufsbildung somit nicht geschadet. Allerdings befindet sich die Branche dieses Jahr in einer schwierigen Situation, weil die Rohstoffe sehr knapp sind. Pascal Sallin hofft, dass sich die Situation bis Anfang nächstes Jahr wieder entspannt.
