Lernen, Leben zu retten – dank virtueller Realität


Mit realistischen, virtuellen Szenarien die Grundsätze der Rettungstechnik erlernen: Diese Möglichkeit bietet das Freiburger Start-Up VRescuer, das seit seiner Gründung 2018 von Fri Up begleitet wird. Der Gründer von VRescuer, Vincent Lemaire, erklärt, welche Vorteile virtuelle Realität im Bereich der Ausbildung mit sich bringt.

Vincent, was passiert, wenn ein Teilnehmer Ihrer Kurse eine VR-Brille aufsetzt?

Vincent Lemaire: Er taucht in eine Szene ein, die er in Wirklichkeit am liebsten nie erleben möchte: Im Büro hat gerade ein virtueller Arbeitskollege einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten. Der Kursteilnehmer muss die drei Grundschritte der Wiederbelegung anwenden: Krankenwagen rufen, Herzmassage durchführen und defibrillieren. Dafür hat er fünf Minuten, weil danach in der Realität die ersten Hirnschäden infolge Sauerstoffmangels auftreten. Falls er dieses Ziel nicht erreicht, kann er das Szenario beliebig oft wiederholen.

VRescuer ist ein sogenanntes «Serious Game». Welche Vorteile besitzt ein solches «ernstes Spiel» im Bereich der Ausbildung?

Durch das Spielen nehmen die Teilnehmer aktiver an der Ausbildung teil und lernen einfacher. Noch wichtiger: Mit der virtuellen Realität tauchen sie völlig ins Geschehen ein. Das Spiel wird dann besonders realistisch, weil ein «Game Over» in Wirklichkeit schlimme Konsequenzen hätte.

Die Teilnehmer spüren also auch echten Druck?

Genau. Das ist besonders wichtig, denn im Rahmen eines echten Notfalls wird Stress zum schlimmsten Feind. Man zögert, anstatt sofort zu handeln. Die virtuelle Realität macht es möglich, das Gehirn auf diesen Stress vorzubereiten. Die Kursteilnehmer müssen unter Zeitdruck drei Sinne gleichzeitig einsetzen: Seh-, Hör- und Tastsinn. Dank dieser dreifachen Stimulierung können sie sich optimal auf den Druck einer Notfallsituation vorbereiten.

Eine solche Ausbildung verlangt gewisse technische Mittel: Helm, Game-Controller und Computer. Können Personen, die so ein System noch nie ausprobiert haben, trotzdem teilnehmen?

Natürlich. Aber es stimmt: Virtuelle Realität ist dem breiten Publikum noch wenig bekannt. Deswegen nehmen wir uns am Anfang der Kurse die nötige Zeit, den Teilnehmern zu erklären, wie das System funktioniert. Das erste Mal in die virtuelle Realität einzutauchen, das kann überraschend sein, aber die grosse Mehrheit der Kursteilnehmer hat ein breites Grinsen, wenn sie den Helm wieder auszieht (lacht).

Zu den Unternehmen, mit denen ihr bereits zusammenarbeitet, gehört Micarna in Courtepin. Was sind eure nächsten Entwicklungsschritte?

Wir entwickeln gerade eine mehrsprachige Ausgabe unseres Hauptszenarios, um diesen Sommer noch den ganzen Schweizer Markt erobern zu können und ab 2022 in Europa durchzustarten. Wir wollen ebenfalls neue Szenarien für andere medizinische Gebiete entwickeln, wie zum Beispiel pädiatrische Notfälle oder Blutungen, die ganz spezifische Rettungstechniken benötigen. Zudem arbeiten wir an einem neuen «Standalone-System», das kabellos ist und nur einen Helm benötigt.

Vom FriUp