Im Allgemeinen lässt die Arbeit im Homeoffice niemanden unberührt. Dies gilt insbesondere für die Angestellten. Die Raiffeisenbank Freiburg Ost ist da keine Ausnahme. Pajtesa Baftiu, Leiterin Kundenberatung im Schalterbereich meint zum Thema: «Ich mag das Homeoffice nicht wirklich.» Die Mutter eines zweieinhalbjährigen Kindes musste sich während des ersten Lockdowns mit ihrem Mann, der ebenfalls von zuhause aus arbeitete, organisieren: «Er liebt die Arbeit im Homeoffice und hat in unserem Büro zwei Bildschirme installiert. Ich habe mich an den Küchentisch zurückgezogen, aber es ist nicht sehr bequem.» Im März, als die Kinderkrippen geschlossen waren und sie ihren Sohn auch nicht von den Grosseltern betreuen lassen durfte, mussten Pajtesa Baftiu und ihr Mann zwischen Arbeit und Elternrolle hin und her springen. «Ich stand um halb fünf morgens auf und arbeitete bevor mein Sohn aufwachte; dann kümmerte ich mich um ihn und wir wechselten uns mit meinem Mann ab. Ich ersetzte meinen Mann wieder, um Essen zu kochen und so weiter. Es war nicht einfach», erinnert sie sich.
Pajtesa Baftiu gibt zu, dass die Lage wirklich aussergewöhnlich gewesen sei und betont, dass das Homeoffice nicht zu ihr passe. « Es ist eine ganz andere Art zu arbeiten. Ich habe keinen direkten Kontakt mit dem Personal und das fehlt mir.» Sie meint, dass sie ihre Teams sehr gerne treffe, um die jeweilige Gefühlslage von jedem zu spüren: «Wir haben Sitzungen per Skype abgehalten, aber das ist nicht das Gleiche. Den Teamgeist kann man einfach nicht durch den Bildschirm wecken.»
Neben ihrer persönlichen Organisation, erfordert die Arbeit im Homeoffice von Pajtesa Baftiu viel Vorausplanung: «Ich musste eine Planung für 14 Personen aufstellen und dabei so weit wie möglich die Anfahrten vermeiden. Ich habe die Mitarbeiter also in Splitting Teams organisiert,» erklärt sie. Das bedeutet, dass sie die Belegschaft in mehrere Teams aufgeteilt hat, um die Öffnung der Filialen sicherzustellen, selbst wenn jemand krank sein sollte. Die grösste Herausforderung während dieses Teillockdowns ist, seinem Team zu vertrauen. «Wenn man akzeptiert, dass man nicht alles kontrollieren kann, funktioniert es gut. Vertrauen ist der Schlüssel zum Erfolg,» betont sie.
Kampf gegen die Einsamkeit
Man muss daran erinnern, dass die Bank alle ihre Mitarbeitenden mit Laptops und Headsets zum Telefonieren ausgestattet hatte. Zum Arbeiten braucht man nur eine einfache Internetverbindung. Marco Schaller, 21 Jahre alt und Kundenberater am Schalter in Düdingen, schätzt das Material sehr. Er arbeitet derzeit ein bis zwei Tage pro Woche im Homeoffice. «In diesem Rhythmus gefällt es mir, aber als ich die ganze Woche über im Homeoffice arbeitete, war es mir zu lang.» Auch ihm fehlte der Kontakt mit den Kunden und seinen Kollegen. «Ich spreche gerne direkt mit ihnen. Telefonisch ist es nicht das Gleiche,» erläutert der junge Berater.
Das gleiche Lied stimmt auch Daniel Baeriswyl an, der fünfzigjährige Prokurist und Privatkundenberater. «Wegen dem Coronavirus sehe ich niemanden mehr. Wenn ich im Homeoffice arbeite, bin ich alleine, und wenn ich in der Bank bin, sehe ich nur selten einen Kollegen oder meine Leiterin.» Wenngleich ihm dieser Kontaktmangel auf das Gemüt schlägt, betrachtet er das Homeoffice nicht so kategorisch wie seine Kollegen: «Ich habe es mir gut eingerichtet, mit einem Schreibtisch und einem passenden Stuhl», erläutert er und setzt fort: «Ich habe einen Raum, der nur für die Arbeit reserviert ist; dadurch kann ich Berufs- und Privatleben trennen.» Er schätzt das Homeoffice, denn dabei kann er ungestört seine Berichte verfassen oder sich der Vermögensverwaltung widmen. Er gibt zu, dass das Homeoffice seine Lebensqualität im Allgemeinen erhöht hat. «Ich habe mehr Zeit für meine Hobbys, darunter den Sport, aber leider ist derzeit alles wegen dem Virus geschlossen.» Nutzt er etwas Bestimmtes, um sich die Arbeit im Homeoffice zu erleichtern? «Nein, aber ich höre viele Radiosendungen zu diesem Thema. Es ist beruhigend zu wissen, dass wir alle im selben Boot sitzen. Dadurch fühle ich mich besser.»